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Prachtvolle Funde

Archäologische Funde aus dem kaiserzeitlichen Nordeuropa belegen, dass die nach außen sichtbare Statuskennzeichnung in der damaligen Gesellschaft eine wichtige Rolle spielte.

 

Dies gilt auch im kriegerischen Umfeld: Während ein Großteil der militärischen Ausrüstungen aus Eisen gefertigt und oftmals einem niedrigen Ausstattungsniveau zuzuschreiben ist, verweisen prachtvolle Objekte aus Bunt- und Edelmetallen auf Personen, die in der gesellschaftlichen Hierarchie eine höhere Position einnahmen. Aufgrund spezieller Erhaltungsbedingungen fehlen im  Thorsberger Moor eiserne Objekte fast gänzlich.

 

Funde aus bestimmtem organischem Material wie zum Beispiel eine Reiterhose und eine Tunika wurden dagegen überliefert. Eindeutige Hinweise auf höher gestellte Persönlichkeiten finden sich in Form aufwendig gearbeiteter Zaumzeug- und Schwertgurtgarnituren. Zudem stammen von hier mehrere einzigartige Fundstücke, die nicht nur aus den wertvollen Rohstoffen Gold und Silber gefertigt sind, sondern auch durch ihre hochwertige technische Ausführung auffallen.

 

Diese Objekte sind sicherlich als höchste Insignien und ehemaliger Besitz eines militärischen Anführers zu bewerten. Hierzu gehört eine silberne Maske, die eindeutig römische Vorbilder besitzt. Kombiniert mit weiteren edelmetallenen Fundstücken kann diese zu dem einzigen bisher bekannten germanischen Helm aus dem Barbaricum rekonstruiert werden.

 

Abb. 1: Die silberne Gesichtsmaske war ein Teil eines prachtvollen germanischen Helmes, der nur mit Kenntnis von römischen Vorbildern angefertigt worden sein kann.

Abb. 3: Die hier gefundenen Schlangenkopfarmringe wurden vor ihrer Opferung in Einzelstücke zerschlagen

 

Abb. 2: Die beiden vergoldeten Zierscheiben aus dem  Thorsberger Moor besitzen unterschiedlich verzierte Außenbereiche: auf der ersten Scheibe ist die vierfache Abbildung eines Kriegers zu sehen, die zweite Scheibe schmückt ein umlaufender Tierfries.

 

Unbekannt ist dagegen die ehemalige Verwendung mehrerer vergoldeter Stücke, die mit prächtigen Zeugnissen der frühen germanischen Kunst dekoriert sind. Zwei in ihren Maßen identische Zierscheiben und ein breites, gebogenes Blech zeigen einen überreichen Dekor an Tieren und Fabelwesen sowie menschlichen Abbildungen. Wie bei der Gesichtsmaske sind bei einigen Bildelementen Anlehnungen an antike Vorbilder zu erkennen. Der symbolisierte Bildinhalt bleibt allerdings fraglich.

 

Fragmente sogenannter goldener Schlangenkopfarmringe zeigen deutliche Spuren einer rituellen Behandlung vor der Opferung: Diese massiv gearbeiteten, ehemals spiralig gewundenen Armringe wurden abgerollt und von der Rückseite mit scharfem Gerät in Einzelteile zerhackt. Eine derart zielgerichtete Zerstörung dieser statusmarkierenden Schmuckstücke kann sicherlich auch als symbolischer Akt der Machtentwertung gesehen werden.

 

Eine Sonderstellung nimmt das Thorsberger Moor in Bezug auf die für einen nordeuropäischen Fundplatz hohe Anzahl an Gegenständen aus dem Römischen Reich ein. Zu diesen Objekten gehören sowohl zahlreiche Kleinfunde als auch größere Einzelstücke, wie beispielsweise der mit Besitzerinschrift versehene römische Schildbuckel.


Allgemein weisen diese Importe einen deutlichen Bezug zur Funktionsgruppe Waffen auf. Gegenstände aus dem persönlichen Besitz der Krieger wie beispielsweise Trachtaccessoires oder aber auch funktionale Elemente der Pferdegeschirre scheinen dagegen zumeist einheimisch gefertigt zu sein.

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